Die Steinbeis-Ausbildung: Mediation und Akzeptanzmanagement in Planung und Bau
Zu Beginn von Modul 1 werden zunächst der Kontext und die Anforderungen an Infrastrukturprojekte im Überblick dargestellt. Dazu gehören insbesondere Projektziele, Projektbeteiligte, Projektstruktur, Projektablauf, Meilensteine sowie Stakeholder. Anhand dieses Überblicks werden Anknüpfungspunkte und Anforderungen der Ausbildung aufgezeigt.
Weiteres Ziel dieses Moduls ist es, die Grundlagen der Kommunikation, Moderation, Mediation, deren Vorgehensweise, Grundprinzipien, Grundhaltungen und Anwendungsfälle kennen zu lernen und anhand von Fallbeispielen zu trainieren. Dieses Modul knüpft unmittelbar an die Vorerfahrungen der Teilnehmenden an.
Das Modul hat auch zum Ziel, die eigene Rolle in Sachen Projektmoderation und deren Standpunkt zu anderen Formen der Beratung zu entwickeln. Auch wird im ersten Modul die Basis für die weitere Ausbildung gelegt indem z.B. relevante Anwendungsfelder für die weitere Ausbildung definiert werden.
Thema (Lernziel)
Inhalt und Methode (22 Zeitstunden)
Arbeitsgrundlage in der Ausbildung
Erwartungen, Zielstellung, Grundlagen der Zusammenarbeit während der Ausbildung, Methodik, Anwendungsfelder
Projektanforderungen
Überblick und Anforderungen der „kommunikativen“ Begleitung von Projekten
Konfliktfelder und Methoden der Konfliktbearbeitung im öffentlichen Bereich
Besonderheiten, Chancen und Grenzen von kommunikativen Verfahren wie Moderation und Mediation im öffentlichen Kontext
Selbsterfahrung als Konfliktvermittler
Selbstreflexion im Rollenspiel
Unterschiede der Verfahren
Erarbeitung der wesentlichen Unterscheidungsmerkmale von Konfliktlösungsmethoden, Abgrenzung zu anderen Formen der Beratung
Haltung des Moderators und Mediators
„Vermittlung“ als Haltung – Aufgaben und Rollen des Moderators/Mediators
Methode
Ressourcenorientierte Hypothesenarbeit zur Bearbeitung von Konfliktszenarien
Phasen der Mediation
Training der Mediationsstruktur anhand eines Fallbeispiels
Kommunikationstechniken der Moderation und Mediation
Kommunikationsmuster und Kommunikationsverlauf, einzelne mediative Kommunikationstechniken
„Streifzüge“
Anwendungsfelder und Praxisbeispiele
„3 Säulen der Mediation“
Rolle und Haltung des Mediators Grundprinzipien der Mediation Struktur und Ablauf des Mediationsprozesses Methoden und Techniken der Mediation
Konfliktvermittlung lebt in erster Linie von der Haltung und der Rolle bzw. Person des*r ModeratorIn/MediatorIn. Diese sichern die Akzeptanz bei den beteiligten Parteien. Besonders für FachexpertInnen und BeraterInnen ist dieser Rollenwechsel eine besondere Herausforderung. Dieses Modul bildet daher einen wichtigen Schwerpunkt der Ausbildung.
Besondere Herausforderung bei Planungsprozessen ist die Bearbeitung der unterschiedlichen Konfliktebenen. Die bisherigen traditionellen Methoden kommen in diesen Konflikten an ihre Grenzen. Im Modul werden verschiedene Erklärungsansätze für Konflikte vorgestellt sowie die Gestaltung des Settings, der Prozessführung und der Einsatz von Methoden und Techniken in der Mediation demonstriert.
Thema (Lernziel)
Inhalt und Methode (22 Zeitstunden)
Grundlagen
Konfliktfelder bei Planungsprozessen Entstehungsgründe für Konflikte Indikationen von Mediation
Moderation von Gruppen
Gestaltung der Vorlaufphase und des Moderationsprozesses in unterschiedlichen Konfliktfeldern
Methodik und Techniken
Interventionstechniken i. S. einer Stabilisierung in akuten Konfliktsituationen – Kooperationsbasis schaffen Methoden, Techniken im Umgang mit den Konfliktparteien Anwendung am Fallbeispiel
Die eigene Rolle in Konflikten
Die Rolle als ModeratorIn/MediatorIn zwischen Anspruch und Möglichkeiten – Balance zwischen Fach- und Mediationsexperte Erarbeitung der unterschiedlichen „Konfliktstile“ – Reflexion und Weiterentwicklung des eigenen „Konfliktstils“
Ziel der Kommunikation bei komplexen Großprojekten
Anspruch der Moderation und Mediation bei Planungsprozessen oder wenn es nicht nur um die Lösung geht
Konflikt im öffentlichen Bereich
Konfliktbearbeitung und -tiefe; Problem der Identifikation der Betroffenen; Lage des Kristallisationspunktes
Großgruppenkonflikte Selbstbehauptung in Gruppen
Selbstbehauptung – wieviel „Raum“ bekommt der Einzelne in Gruppenkonflikten
Emotionen – Grundlage
„Gefühls“-Grundlagen Selbsttest: Mikroexpressionen Der eigene Umgang mit Emotionen – Übertragung in der Mediation
Emotionsmanagement
Methoden und Techniken im Umgang mit Emotionen
Ressourcen
Ressourcen in Konflikten erkennen und im Mediationsprozess nutzen
Neutralität und Allparteilichkeit
Erfahrung, Reflexion und Umgang mit der Neutralität und Allparteilichkeit, Supervision
Ziel dieses Moduls ist das Erlernen und Beherrschen grundlegender Kommunikationstechniken. Dazu zählen insbesondere Fragetechniken – dem zentralen „Handwerkszeug“ zur kommunikativen Bearbeitung und Lösung von Konflikten. „Mediatives Fragen“ ist aber mehr als Technik, sondern im Einklang mit der Haltung des „Fragenden“ zu sehen. Schwerpunkt ist daher die Entwicklung einer methodisch fundierten Vorgehensweise, die ein situativ angemessenes Fragen im Projektkontext ermöglicht.
Thema (Lernziel)
Inhalt und Methode (22 Zeitstunden)
Grundlagen mediativen Fragens
Einführung in die Technik des Fragens, Sinn von Fragen im systemischen Sinn – warum es besser ist, als ModeratorIn bzw. MediatorIn zu fragen, anstatt Ratschläge zu geben
Fragemodell
Wirklichkeits- und Möglichkeitskonstruktionen Selbstbehauptung und Wechselbezüglichkeit
Vertiefung: Hypothesenarbeit
Wie komme ich auf geeignete, hilfreiche Fragen? Ressourcenorientierte Hypothesenarbeit in Konflikten – Auswege aus festgefahrenen Konfliktmustern und Problemorientierung
Fragematrix
Das „Neun-Felder-Modell“ des Fragens
Fragen zur Selbstbehauptung
Mit reflexiven Fragen die Medianten in ihrer Wirklichkeit abholen, Interessen und Bedürfnisse erarbeiten, Ressourcen erkennen
Fragen zur Wechselbezüglichkeit
Wie die MediantInnen einen anderen Blick auf den Konflikt bekommen Zirkuläres Fragen– Perspektivenwechsel durch Fragen sowie Arbeiten an Beziehungs- und Konfliktmustern
Umgang mit Widerständen in der Mediation
„Verbotene“ Fragen?
Lösungsfragen
Fragen zum Entwickeln von Lösungen, Bewerten und Verhandeln
Modul 4 befasst sich unter anderem mit der „frühen Phase“ von Projekten. In dieser Phase wird das Vorhaben meist noch nicht umfänglich öffentlich wahrgenommen. Thema ist daher die rechtzeitige Aktivierung des öffentlichen Dialogs. Dabei kommen zunehmend auch Online-Tools zum Einsatz. Praxisbeispiele z.B. zur Bundesverkehrswegeplanung oder Netzplanung zeigen anschaulich die Schwierigkeiten in der Umsetzung.
Geübt werden auch die „Vorlaufphase“ und die Auftragsklärung z.B. mit dem/den Initiator(en). Eine besondere Bedeutung kommt auch der Frage der Beteiligung aller relevanten Akteursgruppen und deren Erwartungen an den Entwicklungsprozess zu. Aufgezeigt wird auch das Zusammenspiel von formalen Planungsanforderungen (Raumordnung und Planfeststellung) sowie informeller, kommunikativ begleitender Maßnahmen. Eine entsprechende umfassende Vorbereitung ist Basis für eine hohe Akzeptanz von Projekten.
Thema (Lernziel)
Inhalt und Methode (22 Zeitstunden)
„Pre-Projekt“
Vorbereitung von Projekten Einbindung der wesentlichen „Akteure“ Schaffung einer Arbeitsgrundlage für den Beteiligungsprozess
Auftragsklärung
Auftragsklärung mit dem Initiator (z. B. Behörde) Klärung der Rahmenbedingungen, insb. Ergebnisoffenheit, Umgang mit „Sachzwängen“ in der Mediation Geschäftsordnung und Arbeitskodex
Verfahrensmanagement
Instrumente und Methoden zur Planung von komplexen Mediationsverfahren, Mediationsplanung
Machtungleichwichte
Machtungleichgewichte z.B. zwischen den Beteiligten ausgleichen
Arbeitsbasis
Kooperationsbasis zwischen den Akteuren herstellen und sichern
„Spezialfälle“ und „Klassikern“
Umgang mit „Killersituationen“ wie z. B. mangelnder „Wille“ zur Konfliktlösung
Akzeptanzmanagement
Methoden und Praxisbeispiele
Planspiel
Durchführung des Planspiels mit Schwerpunkt Vorbereitung, Auftragsklärung und Arbeitsrahmen.
Im Modul 5 geht es um die Umsetzung und Anwendung des Erlernten anhand eines umfassenden Planspiels (Beispiel Infrastrukturprojekt). Ziel dieses Moduls ist dabei die sichere Beherrschung von Methoden für Großgruppenkonflikte.
Je größer der Teilnehmerkreis, umso wichtiger wird die Struktur des Kommunikationsprozesses. Insofern muss der Einsatz von herkömmlichen Moderationstechniken kritisch hinterfragt werden.
Auch das „an den Pranger stellen“ einzelner Teilnehmer („Alle gegen Einen“) stellt eine besondere Hausforderung dar. Außerdem steht bei größeren Gruppen meist auch weniger Zeit für die Gespräche zur Verfügung. Für den*die ModeratorIn bzw. MediatorIn heißt dies, ein effizientes Zeitmanagement umzusetzen, ohne oberflächlich zu arbeiten.
Thema (Lernziel)
Inhalt und Methode (22 Zeitstunden)
Methoden
Methoden für die Kommunikation und Konfliktbearbeitung in Großgruppen
Bürgerbeteiligung
Einbindung der „Öffentlichkeit“ in den Mediationsprozess
Zeitmanagement
Zeitmanagement in der Mediation
Gruppendynamik
Umgang mit „Opfern“ in der Mediation („Alle gegen Einen“)
Delegierte im Mediationsprozess
Umgang mit Vertretern, Einbindung der „Vertretenen“, z. B. von Interessengruppen
Mediation mit der „Gesellschaft“
Mediation jenseits von „runder Tisch“ – Methoden für Prozesse mit mehr als 20 Beteiligten
Moderationstechniken
Steuerung von Gruppen Umgang mit Methodenwiderständen
Visualisierung
Unterschiedliche Möglichkeiten der Visualisierung Visualisierung von Szenarien
Kreativität
Voraussetzungen für kreative Prozesse schaffen Kreativitätsmethoden Grenzen der Kreativität bei Planungsprozessen
Bewertung
Methoden zur Bewertung von Lösungsvarianten
Co-Mediation
Das Arbeiten im MediatorInnen-Team, Modelle der Zusammenarbeit, Ressourcen für den Mediationsprozess, Fallstricke der Co-Arbeit, Supervision
In Modul 6 geht es unter anderem um die Verknüpfung und rechtliche Legitimation von informellen Beteiligungsverfahren mit formellen Verfahren wie z.B. von Raumordnungsverfahren oder der Planfeststellung. Auch stellt sich die Frage, inwieweit „informelle“ Ergebnisse bzw. Gutachten in Planungsprozessen Verwendung finden können. Neben der rechtlichen Legitimation wird es auch um Fragen der gesellschaftlichen Legitimation und damit um eine „faktische“ Bindungswirkung gehen.
Bürgerbeteiligung endet nicht mit Projektbeginn. Thematisiert wird daher, wie die Realisierung von Projekten in der Bauphase und nach Inbetriebnahme weiter kommunikativ begleitet werden können.
Im Bereich Marketing geht es neben der Frage des „Verkaufs“ von Bürgerbeteiligungsverfahren vor allem um die Frage, wie eine erfolgreiche, begleitende Öffentlichkeitsarbeit ausgestaltet sein muss. Denn die öffentliche Wahrnehmung hat einen großen Einfluss auf das Verhalten der Akteure sowie dem Erfolg der Mediation.
Bestandteil von Modul 6 ist auch das Abschlusskolloqium der Teilnehmenden zur Erlangung des Hochschulzertifikats.
Thema (Lernziel)
Inhalt und Methode (22 Zeitstunden)
Vereinbarung und Umsetzung
Mediationsverfahren vor, parallel und nach formal gesetzlich vorgeschriebenen Verfahren – Möglichkeiten der Anbindung und Grenzen Implikationen auf gesetzliche Verfahren (Verbesserung der Kommunikation, Sachverhaltsaufklärung, Weiterverwertung von Gutachten und wissenschaftlichen Untersuchungen etc.)
Öffentlichkeitsarbeit
PR- und Öffentlichkeitsarbeit in der Mediation – Instrumente und deren Umsetzung Kommunikation mit der Presse und aktives Informationsmanagement
Marketing und Akquisition
Der beratende Ingenieur als Mediator Vermarktung der unterschiedlichen Rollen
Recht und Mediationsgesetz
Rechtliche Rahmenbedingungen der Mediation Mediationsvertrag und Mediationsvereinbarung, Geheimhaltung und Vertraulichkeit vs. Öffentlichkeitsarbeit
Umsetzung in die Praxis
Entwicklung einer persönlichen „Zielvereinbarung“ für die nächsten Schritte nach der Ausbildung, Supervision
Abschlusskolloquium
Online ist als Komponente neben Präsenz heute nicht mehr aus dem Mediationsalltag wegzudenken. Sowohl in grenzüberschreitenden internationalen Projekten als auch im nationalen Kontext gewinnt die onlinebasierte Konfliktlösung zunehmend an Bedeutung. Das Modul “Online Mediation” erfüllt die Anforderungen der Zertifizierte-Mediatoren-Ausbildungsverordnung (ZMediatAusbV), die 10 Ausbildungsstunden im Bereich der Online-Mediation fordert. Es vermittelt praxisnah alle Basisqualifikationen der Online-Mediation und findet online statt.
Thema (Lernziel)
Inhalt und Methode (10 Zeitstunden)
Vorbereitung Online-Mediation
Alles rund um Technik Unterschiede zwischen Online- und Präsenzkommunikation Die Anbahnung in der Online-Mediation – Kontakt und Kontrakt virtuell meistern Wie positioniere ich mich als Mediator im virtuellen Raum? Chancen und Hürden der Online-Mediation
Die Durchführung der Online-Mediation
Besonderheiten der Online Mediation innerhalb der Mediationsphasen Tools zur Visualisierung in jedem Schritt Systemische Ansätze in der Online-Mediation Die Rolle des Mediators zwischen zwei Terminen Online-Vereinbarungstechniken Hybride Varianten
Die Supervision fängt dort an, wo die Ausbildung bzw. das Training aufhört – bei der Umsetzung in die berufliche Praxis. Konfliktkompetenzen, mediative Fertigkeiten und die Tätigkeit als MediatorIn erfordern ein hohes Maß an Erfahrung und Reflexion der beruflichen Arbeit. Auch das neue Mediationsgesetz sowie unsere Verbandszertifizierung fordern die Supervision als Bestandteil einer guten Ausbildung. Die von uns angebotene mediationsanaloge Supervision basiert auf den Grundsätzen der Mediation.
Ziel der Supervision ist die individuelle Klärung von konkreten Fragen und Fällen. Außerdem findet ein Prozess des kollektiven Lernens und der fachlichen Vertiefung statt. Durch die Supervision werden neue Perspektiven und Optionen entwickelt, Blockaden angegangen, „blinde Flecken“ geortet sowie die professionelle Sicherheit und Identität gestärkt.