Dr. Gernot Barth ist Mediator und Herausgeber des Fachmagazins "Die Mediation". In einem Interview wurde er kürzlich zum Asylstreit zwischen Angela Merkel und Horst Seehofer befragt. Am vergangenen Montagnachmittag mussten Angela Merkel und Horst Seehofer bei Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble zum Krisengespräch antreten.
Welche Tipps würden Sie dem Bundespräsidenten in der Rolle des Mediators mit auf den Weg geben?
Die Grundidee ist, herauszufinden, wo es ein gemeinsames Ziel gibt. Aber Schäuble ist nicht mit einem Mediator vergleichbar, weil er selbst zur Riege der Bundespolitiker gehört und eigene Interessen hat. Besser geeignet wäre ein Dritter, der der Politik und den Parteien nicht verpflichtet ist. Ich als Mediator hätte Merkel und Seehofer bei den Gesprächen ganz außen vor gelassen. Die persönliche Beziehung der Beiden ist so gestört, dass es wohl das Beste gewesen wäre, lediglich Vertreter beider Parteien verhandeln zu lassen.
Sie meinen also, es wäre taktisch klüger gewesen Merkel und Seehofer nicht im direkten Gespräch zu konfrontieren? Wie äußert sich der gegenseitige Missmut bei den beiden?
Dass die Beiden schon seit Jahren miteinander kämpfen und gegenseitig immer wieder seelischen Verletzungen durch den anderen hinnehmen mussten, dürfte die Eskalationsspirale zusätzlich angetrieben haben. Wir arbeiten in der Mediation mit Eskalationsstufen. Die Skala geht von eins bis neun. Eins ist eine Meinungsverschiedenheit, neun der gemeinsame Ritt in den Untergang. Zu Stufe sieben oder acht, wo Seehofer und Merkel zuletzt standen, gehören schwere Entwertungen des anderen.
Wie sollte Ihrer Meinung nach in Zukunft vorgegangen werden, damit der Asylstreit beigelegt werden kann und kein weiterer Konflikt zwischen Bundeskanzlerin und dem Bundesminister des Inneren entfacht?
Wenn sich das Verhältnis zwischen Merkel und Seehofer nicht verbessert, wird es wieder krachen. Hat man in einem Unternehmen zwei Menschen, die zusammenarbeiten müssen, aber absolut nicht miteinander können, versucht man, mit möglichst wenigen Berührungspunkten auszukommen. Man sorgt dafür, dass sich die Beiden möglichst wenig sehen und Kollegen stellvertretend Gespräche und Verhandlungen führen. Und ein neutraler Dritter bearbeitet den Konflikt mit den Betroffenen. Aber das alles ist in der Politik extrem schwierig.
Schwierig, aber trotzdem lösbar?
Die Medien spielen dabei eine große Rolle. Stellen Sie sich vor, Horst Seehofer und Angela Merkel engagieren einen Mediator. Ich wette, Journalisten würden alles dafür tun, an die ßffentlichkeit zu bringen, was da gesprochen wird. Das preiszugeben, ist aber riskant für einen Politiker. Seine Macht könnte darunter leiden. Wenn es gelingt, die Mediation an einem geschützten Ort durchzuführen, könnte dies ein Lösungsweg sein. Das ßffentlichmachen der Ergebnisse am Ende der Mediation, steht den Konfliktparteien dann frei.
Lesen Sie hier den gesamten Artikel von Marie-Christine Fischer: https://web.de/magazine/politik/asylstreit/mediator-asylstreit-naechste-krach-angela-merkel-horst-seehofer-bestimmt-3304238
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